KTQ® im Pressespiegel
2009/01 - Das Krankenhaus: 8. KTQ-Forum in Berlin
„Qualitätsorientierter Wettbewerb“ im Fokus
Mit knapp 600 Teilnehmern war das 8. KTQ-Forum am 24. NoÂvember in Berlin erneut sehr gut beÂsucht. Unter den Teilnehmern befand sich auch eine Delegation des chineÂsischen GesundheitsÂminiÂsteriums. KTQ ist inzwischen in allen Bereichen des Gesundheitswesens verbreitet. 625 Krankenhäuser sind zertifiziert, davon mehr als 200 bereits zum zweiten Mal. „DaÂdurch ist das KTQ-Zertifikat ein Stück wertvoller geworden“, sagte KTQ-GeschäftsÂführerin Gesine Dannenmaier zum Auftakt der Veranstaltung. ZertifiÂziert waren zu diesem Zeitpunkt zudem 32 Arztpraxen und MVZ, 23 Reha-Einrichtungen, 19 Pflege-Einrichtungen und erstmals auch ein Hospiz. Dem Ludwigshafener Hospiz Elias wurde das KTQ-Zertifikat im Rahmen des Forums überreicht. Dannenmaier stellte klar, dass die KTQ sich auf diesen Erfolgen nicht ausruhen will. „Wir haben unsere Hausaufgaben aus den Rückmeldungen erledigt“, sagte sie. Die Gesellschaft in der Trägerschaft der DKG, der Bundesärztekammer, der GKV, des DPR und des Hartmannbundes hat den Katalog für die Krankenhauszertifizierung überarbeitet. Einzelheiten dazu wurden in Berlin von Dannenmaier präsentiert. Dem Wunsch vieler Einrichtungen nach mehr Weiterbildung sei die KTQ mit dem Ausbau der KTQ-Akademie entgeÂgengekommen. Das fünftägige VisitoÂrentraining ist nun offen für alle Interessierten. Auch die Fresh-Up-Kurse für ViÂsitoren wurden überarbeitet.
BMG kündigt erweiterten Wettbewerb an
Den Auftakt zum gesundheitspolitischen Plenum des Forums unter dem Motto „QualitätsÂorientierter Wettbewerb im Gesundheitswesen – Politik und Praxis“ machte Franz Knieps, Abteilungsleiter für Gesundheitsversorgung, Kranken- und Pflegeversicherung im BMG. WettÂbewerb sei kein Wert an sich, so Knieps, sondern nur ein Instrument, um QualiÂtät zu verbessern und mit begrenzten Ressourcen umzugehen. Knieps pläÂdierte für Pragmatismus. Wettbewerb müsse sich an den jeweiligen GegebenÂheiten vor Ort orientieren und zum BeiÂspiel in Mecklenburg-Vorpommern anÂders aussehen als in Berlin. Knieps verÂtrat die Auffassung, dass Wettbewerb in der Privaten Krankenversicherung nicht so gut funktioniere wie in der GesetzÂlichen. GKV-Versicherte könnten ihre KrankenÂversicherung leichter wechseln als PKV-Versicherte „und sollten das auch tun, wenn sie unzufrieden sind“. Auch der Gesundheitsfonds fördert aus Sicht des BMG den Wettbewerb, und zwar insbesondere mit konkurrierenden Versorgungsangeboten. Insgesamt hätÂten neue Versorgungsformen zwar bisÂlang noch einen geringen Anteil an der Versorgung. „Gleichwohl haben sie das Denken und Handeln der Akteure deutÂlich verändert“, so Knieps. Er kündigte an, dass der Gesetzgeber diesen Weg auch nach den Bundestagswahlen 2009 weiter gehen werde. Die Grenzen des Wettbewerbs sind aus der Sicht der PoliÂtik offenbar noch nicht erreicht. Einer erweiterten Wettbewerbsordnung steht nach Knieps Auffassung jedoch die TrenÂnung zwischen dem ambulanten und dem stationären Bereich im Weg. Der BMG-Abteilungsleiter plädiert für eine Annäherung der Sektoren in doppelter Hinsicht. Zum einen müssten die HonoÂrarsysteme vereinheitlicht werden. Das würde heißen, dass ambulante Fachärzte nach Fallpauschalen bezahlt werden, denn am KrankenhausÂentgeltgesetz will Knieps derzeit nicht rütteln. Zum anÂderen müsse die Bedarfsplanung verÂschmolzen werden. Auch hier stünden dem ambulanten Sektor größere ÄndeÂrungen bevor als dem stationären. In SaÂchen Qualität beobachtet Knieps eine wachsende „Konkurrenz der Modelle“. Hier müsse für Transparenz gesorgt werden. Sein Ausblick auf das Wahljahr 2009: „Wir werden 2009 diskutieren, auf welchen Parametern ein Wettbewerb um Qualität und Effizienz aufgebaut werden muss, damit 2010 weitere WettbeÂwerbsparameter ins System eingeführt werden können.“
Krankenkassen plädieren für ErgebÂnisverantwortung.
Wettbewerb um Ausgabensenkung führt zu Qualitätseinbußen
Aus der Sicht der Krankenkassen schilÂderte anschließend der stellvertretende Vorsitzende der Techniker KrankenkasÂse, Dr. Christoph Straub, warum ein qualitätsorientierter Wettbewerb nötig ist. Laut Dr. Straub, der seit Januar 2009 MitÂglied des Vorstands der Rhön-Klinikum AG ist – dort unter anderem zuständig für medizinische Entwicklung und QuaÂlitätssicherung –, führt ein Wettbewerb um Ausgabensenkung „mit an SicherÂheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ zu einer Senkung der Qualität. Umgekehrt gelte aber: „Wer sich um Qualität kümÂmert, steigert Efizienz.“ Ein WettbeÂwerbsrahmen werde zwar gebraucht, weil Patienten in einer akuten ErkranÂkungssituation Qualität nicht gestalten könnten. Qualität müsse sich im WettbeÂwerb jedoch von unten nach oben entwiÂckeln und könne nicht top-down verordÂnet werden. Wettbewerb an sich sei vor allem nötig, um die Innovationskraft des deutschen Gesundheitssystems zu erÂhalten. Daher stelle sich die Frage, wie er organisiert werden soll.
„Wir brauchen Freiheit für die AkteuÂre“, sagte Straub. Als einen „Kernwert“ der Gesetzlichen Krankenversicherung im Deutschland des 21. Jahrhunderts beÂtrachtet er dabei die Wahlfreiheit der Versicherten bei gleichzeitigem Kontrahierungszwang der Krankenkassen. Er plädierte aber auch dafür, die GestalÂtungskompetenz und Verantwortung von Kassenmanagern zu stärken. Sie müssten zum Beispiel dafür verantwortÂlich gemacht werden, „wenn sie schlechÂte Programme auflegen“. Als Problem betrachtet er die teils mangelnde TransÂparenz und Vergleichbarkeit verschiedeÂner Angebote. Auch an QualitätsdarleÂgungssysteme stellt er die Anforderung, dass sie vollständig und gleichwertig sein müssen, „damit sie die Qualität des Systems abbilden und allen eine Basis für Bewertung und Orientierung geben“. Als Qualitätskriterium hält Straub auch Mindestmengen für sinnvoll. „NormatiÂve Vorgaben“ seien erlaubt, wenn sie ausreichend gesichert seien. Im GKV-System werde aus seiner Sicht die AufÂnahme von Innovationen in den GKV-Katalog zu sehr reguliert, während die anschließende Qualitätssicherung neuer Maßnahmen im System vernachlässigt werde. Er verwies auf die Erfahrungen mit Drug Eluting Stents. „Es gibt kein System, das sichert, dass die LeistungsÂerbringung nach politischen und mediÂzinischen Kriterien sinnvoll erfolgt“, so Straub. Sein Fazit: „ErgebnistranspaÂrenz, Gestaltungsfreiheit, VerantwortÂlichkeit für das, was man tut – dann können wir auf dem Weg zu mehr QuaÂlität weiterkommen.“
Podiumsdiskussion thematisiert Pay for Performance
An der anschließenden PodiumsdiskusÂsion beteiligten sich neben Dr. Straub und Knieps auch der Vorsitzende des KTQ-Gesellschafterausschusses, Dr. Günther Jonitz . Mechthild Mügge , MitÂglied im Gesellschafterausschuss der KTQ, vertrat die verhinderte Präsidentin des Deutschen P. egerates, Marie-Luise Müller. Eine Absage erteilte sie dem BeÂschluss, Schulnoten für die Qualität von Pflegeheimen zu vergeben, um mehr Transparenz zu schaffen. Dies entspreÂche alten Menschen nicht. Auch Jonitz kritisierte dieses System. Es führe zu einem falschen Wettbewerb. Für die KTQ sei es daher wichtig, „keine SchulÂnoten zu vergeben“. Stattdessen müsse das graue KTQ-Kreuz stärker vermittelt werden. Jonitz kündigte dazu eine MarÂketingkampagne an, die sich auch an die regionalen Krankenkassen wenden soll. Er sprach sich zudem dafür aus, dass zerti.zierte Qualität sich in der HonorieÂrung widerspiegeln müsse. Diesen Schritt zu vollziehen betrachtet Dr. Straub aus der Kassensicht als schwieÂrig. Zum einen müsse strikte Neutralität zwischen unterschiedlichen QualitätsÂdarlegungssystemen herrschen. Zum anderen hätten Qualitätssicherungs- und Honorarsysteme derzeit „nichts miteinander zu tun“. Daher rühre auch das Phänomen, dass die VerhandlungsÂführer der Krankenkassen „keine große Offenheit für Qualitätsthemen“ mitbrächten. Sie seien in den letzten Jahren immer stärker auf das Kerngeschäft der Honorarverhandlungen fokussiert worÂden. „Wenn sich hier etwas ändern soll, muss man die beiden Welten der QualiÂtätssicherung und der Vergütung strinÂgent verbinden“, so Straub.
Dem Ruf nach einem Pay-for-PerforÂmance-System begegnete BMG-AbteiÂlungsleiter Knieps mit einer Mahnung vor übereilten Schritten. „Wenn man geÂnauer hinschaut, zeigen sich enorme Schwierigkeiten im ambulanten und staÂtionären Bereich, für Performance zu bezahlen“, sagte er. Zugleich verwies er darauf, dass im ambulanten Bereich mit dem § 136 Absatz 4 SGB V DifferenzieÂrungsmöglichkeiten für qualitätsabhänÂgige Honorare geschaffen worden seien. Knieps plädierte dafür, dass die Art der Qualitätsnachweise freiwillig und offen sein müsse und dagegen, dass gesetzÂliche Regelungen für Zertifizierungsverfahren vertieft werden.
Jonitz räumte ein, dass an der BeÂkanntheit des KTQ-Zertifikats noch gearbeitet werden könne, zeigte sich aber zugleich überzeugt, dass in zehn bis fünfzehn Jahren die Hälfte bis zwei DritÂtel der Krankenhäuser in Deutschland KTQ-zertifiziert sein werden. „Wir wolÂlen, dass möglichst alle Krankenhäuser diese Prozesse implementieren“, erklärÂte auch Bernd Metzinger, GeschäftsfühÂrer in der DKG, in einer Pressekonferenz anlässlich des Forums. Die Absicht der KTQ sei es, durch internes QualitätsmaÂnagement in den Einrichtungen Abläufe zu optimieren. Die Krankenhäuser seien hier Vorreiter, im ambulanten Bereich gebe es dagegen deutlichen NachholbeÂdarf.
Verleihung des KTQ-Award
Zum Abschluss der Plenarveranstaltung wurde der KTQ-Award 2008 verliehen. Mit diesem Preis wurden bereits zum vierten Mal Einrichtungen des GesundÂheitswesens für herausragende Qualitätsmanagement-Leistungen ausgezeichÂnet. Er stand dieses Mal im Zeichen der Mitarbeiterorientierung und ging an das Klinikum am Weissenhof in Weinsberg und das LWL-P. egezentrum Marsberg „Haus Stadtberge“. Für vorbildlich erÂachteten die Juroren das Projekt zur Einarbeitung neuer Mitarbeiter in dem PfleÂgezentrum und die Einführung des MitÂarbeiterjahresgesprächs im Weinsberger Klinikum. Die Jury hob besonders herÂvor, dass im Klinikum alle Mitarbeiter berufsgruppen übergreifend mit exterÂnen Beratern für Mitarbeitergespräche geschult werden und dass die Gespräche in drei Schwerpunkte gegliedert seien. Dies habe im Ergebnis dazu geführt, dass der Fortbildungsbedarf für das Jahr 2009 geplant und – nach einer ebenfalls beschlossenen Erhöhung des FortbilÂdungsbudgets – personenzentriert umÂgesetzt werden könne.
Vorstellung des neuen KTQ-Katalogs für Krankenhäuser
Ein vielfältiges Workshop-Programm prägte den Nachmittag der 8. KTQ-ForumsÂveranstaltung. PatientensicherÂheit, Team-Management, ProzessorienÂtierung, MitarbeiterÂmotivation und das Messen weicher Erfolgsfaktoren sind nur einige Themenbeispiele. Manch einem Teilnehmer fiel die Wahl zwiÂschen 24 praxisorientierten Workshops in zwei Zeitblöcken schwer. Deutlich mehr Interessenten als angemeldet entÂschieden sich für die Vorstellung des neuen KTQ-Katalogs Version 6.0 für den Bereich Krankenhaus durch die KTQ-Geschäftsführerin. Der Workshop war so gefragt, dass er wegen Ãœberfüllung des Seminarraums kurzerhand in den Plenarsaal verlegt werden musste.
Dannenmaier gab einen Ãœberblick über die Katalogänderungen. Neu ist unÂter anderem, dass der SelbstbewertungsÂtext als durchgängiger Text mit bis zu 400 000 Zeichen zugelassen wird. Er muss aber alle Elemente des PDCA-Zyklus enthalten. Neu ist zudem, dass die Einrichtungen eine Bescheinigung über die Zertifizierungsinhalte für ihre Selbstdarstellung erhalten. „Damit wolÂlen wir den Informationsgehalt des Verfahrens erweitern“, sagte DannenÂmaier. Neuerungen aufgrund der Rückmeldungen aus einer Befragung gab es auch im Bewertungssystem. Dies sei aber „keine ganz andere Welt, sondern einfach eine Verfeinerung“, so die KTQ-Geschäftsführerin. Der Ãœbergang von Version 5.0 nach 6.0 sei nicht schwierig, eine klare Ãœbersetzung in das neue System jedoch nicht durchgängig mögÂlich. Der neue Katalog soll ab Mai 2009 zur Anwendung kommen. Geplant ist, dass der alte Katalog ab 2010 seine GülÂtigkeit verliert.
Einige Beispiele für Änderungen: Statt 21 gibt es nun 25 Subkategorien. Die Kriterien wurden von 72 auf 63 reduÂziert, davon sind 31 (bisher 25) KernkriÂterien. Differenziert wurde zum Beispiel die Hygienethematik. Redundanzen sind unter anderem bei den Themen Ethik, Sterben und Tod beseitigt worden. Neue Themen: Risikomanagement, PatientenÂaktivierung/Selbsthilfe und Vernetzung. „Die inhaltliche Grundstruktur hat sich nicht geändert“, so Dannenmaier. Sie versicherte, dass der Katalog leichter zu bearbeiten sei als der bisherige.
Tipps aus dem Erfahrungsschatz einer Visitorin gab anschließend Ingrid Seyfarth-Metzger. Die meisten Probleme beobachtete sie beim Zyklus-Abschnitt „Check“. Sie erläuterte deshalb die dazuÂgehörigen Instrumente Befragungen, Begehungen und Messgrößen. BegeÂhungen könne jede Klinik für sich entÂwickeln, sie böten sich unter anderem für den Check von Brandschutz, DatenÂschutz und Hygiene an. Bei BefragunÂgen sei eine Standardisierung und SysteÂmatisierung sinnvoll. Zielgrößen müssÂten genau festgelegt und ihre Erreichung geprüft werden. Bei den Messgrößen riet sie dazu, zuerst die vorhandenen DaÂten zu nutzen, bevor neue erhoben werÂden. „Bedauerlich“ ist aus ihrer Sicht, dass selten mit den externen QualitätsÂsicherungsdaten gearbeitet wird. „GeÂnerell ist es wichtig, den Sprung zu schaffen, dass Kerngrößen auch im AllÂtagsgeschäft genutzt werden“, so Seyfarth-Metzger.
Neue KTQ-Software
Der bestbesuchte Workshop im zweiten Teil des Nachmittagsprogramms stellte die neue KTQ-Zert®-Software vor. „KTQ-Zert stellt die gesamte Funktionalität für die Erstellung der Selbstbewertung zur Verfügung“, sagte Erich Reifinger vom Softwarehersteller Nexus. Zudem sei sie für den gesetzlich vorgeschriebenen Qualitätsbericht geeignet. Die Software wird nach Reifingers Angaben nach und nach von allen Visitoren eingesetzt und löst die bisherige KTQ-Software ab. Statt des Update-Verfahrens gibt es einen VerÂtrag zur Software-Pflege.
Weitere Informationen zum KTQ-Forum und Unterlagen zu den Themen der Workshops: » www.ktq.de
Angela Mißlbeck
Quelle: das Krankenhaus, 01/2009, S. 56-58.