KTQ® im Pressespiegel
2017/12 - Das Krankenhaus: 17. KTQ-Forum: Qualitätsmanagement zwischen Wunsch und Wirklichkeit – KTQ: Die Brücke von der Theorie zur Praxis
Die rund 200 Teilnehmer des 17. KTQ-Forums am 20. und 21. Oktober 2017, Experten aus KTQ-zertifizierten Einrichtungen, Visitoren und Teilnehmer an Pilotprojekten, waren sich einig: KTQ ist eine Brücke von der Theorie zur Praxis des gelebten Qualitätsmanagements – und erfüllt alle Forderungen der neuen Qualitätsmanagement-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA). So fragten denn auch einige Teilnehmer, warum Kliniken mit KTQ-Zertifizierung, also mit nachweislich guter und richtlinienkonformer Qualität, nicht auch dafür belohnt würden mit einer besseren Vergütung ihrer Leistungen.
Christof Veit, Leiter des Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG), betonte, die Mitarbeiter des IQTIG würden immer wieder auch in die Kliniken gehen, um selbst zu erfahren, was die Dokumentation in Sachen Qualität vor Ort bedeute. „Wir wollen nicht das Gefühl dafür verlieren, für wen wir arbeiten.“ Im Fokus sei deshalb immer auch, den Aufwand für die Dokumentation so gering wie möglich zu halten. „Wir haben die Qualitätsindikatoren nun deutlich reduziert“, so Veit.
Qualitätssicherung sei eine schwere Aufgabe und tagtägliche Herausforderung. Um exzellente Qualität zu erreichen, sei eine externe Rückmeldung unverzichtbar. Von guter Qualität profitierten nicht nur die Patienten. „Mit guter Qualität können wir auch Mitarbeiter begeistern. Sich zu verbessern macht Freude und schafft Bestätigung im Beruf“, so der IQTIG-Leiter. Selbstverständnis des Instituts sei es, Dienstleister zu sein für die, die im Krankenhaus arbeiten und gute Qualität garantieren wollen. Die KTQ-Kriterien für Qualitätsmanagement in Krankenhäusern setzen Maßstäbe auch für andere Zertifizierungsverfahren – auch die G-BA-Richtlinie Qualitätsmanagement für ein sektorenübergreifendes Qualitätsmanagement bilde vor allem die Anforderungen des KTQ-Katalogs ab. Dr. Josef Mischo, Vorsitzender KTQ-Gesellschafterversammlung, hob die Erfüllung der QM-Richtlinie des G-BA durch die KTQ-Zertifizierung hervor. „Im KTQ-Manual werden sämtliche Anforderungen der QM-Richtlinie aufgegriffen und konkretisiert“, so der Präsident der Ärztekammer Saarland. Alle in der Präambel definierten Elemente eines umfassenden Qualitätsmanagements – Patientenorientierung, Mitarbeiterorientierung und -beteiligung, Patientensicherheit, Zielorientierung und Flexibilität, Verantwortung und Führung, Fehlervermeidung und Umgang mit Fehlern, Wirtschaftlichkeit sowie ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess und eine Prozessorientierung seien in den sechs Kategorien des Manuals abgebildet und praxisbezogen konkretisiert. KTQ erfülle umfassend alle Forderungen der G-BA-Richtlinie Qualitätsmanagement. „Wünschenswert und notwendig ist die aktive Darstellung und Wertschätzung der QM-Arbeit einer KTQ-zertifizierten Klinik“, so Dr. Mischo.
Im Interesse der Patienten und Mitarbeiter müsse eine überbordende Dokumentation und Bürokratie vermieden werden. Dem Patienten helfen nur Mitarbeiter, die sich Zeit nehmen können, die ihre Arbeit reflektieren können und sich sinnvollen Vorgaben eines praxisorientierten QM-Systems verpflichtet fühlen.
Christof Veit, Leiter des Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG), betonte: „Um exzellente Qualität zu erreichen, sei eine externe Rückmeldung unverzichtbar.“
Dr. Josef Mischo, Vorsitzender KTQ-Gesellschafterversammlung, wünscht sich mehr Wertschätzung für die Qualitätsmanagementarbeit der KTQ-zertifizierten Kliniken.
Dr. Ivonne Lindlbauer vom Hamburg Center for Health Economics der Universität Hamburg zeigte auf, dass die Zertifizierung des Qualitätsmanagements auch Effizienzgewinne schafft. Dr. Lindlbauer und ihre Kollegen aus dem von Prof. Dr. Jonas Schreyögg wissenschaftlich geleiteten Hamburg Center for Health Economics haben in ihrer Studie aus dem Jahr 2016 (Changes in technical efficiency after quality management certification: A DEA approach using difference-in-difference estimation with genetic matching in the hospital industry, European Journal of Operational Research) die Effizienz von 273 KTQ-zertifizierten Krankenhäusern sowie 101 ISO-zertifizierten Krankenhäusern mit der Effizienz von vergleichbaren Kontroll-Krankenhäusern (ohne eine QM-Zertifizierung) bis zu vier Jahre nach der jeweiligen Zertifizierung miteinander verglichen. Die Studie wurde im Mai 2016 im European Journal of Operational Research veröffentlicht (Volume 250, Issue 3, Pages 1026-1036).
Das Fazit der Wissenschaftler lautet: „Die Effizienz von Krankenhäusern mit ISO-Zertifizierungen steht in einem negativen und mit KTQ-Zertifizierungen in einem positiven Zusammenhang.“
Unter Effizienzgesichtspunkten, so zeigten die Ergebnisse, sei die KTQ-Zertifizierung der ISO-Zertifizierung vorzuziehen. Möglicherweise werde für das KTQ-System weniger Aufwand für die Implementierung und Aufrechterhaltung des Qualitätsmanagementsystems benötigt, führt die Studie aus. Zudem, so die Verfasser der Studie, würden die Forschungsergebnisse zeigen, dass die KTQ-Zertifizierung signifikant positive Effekte auf die Effizienz sowohl im Jahr der Zertifizierung als auch in den beiden darauffolgenden Jahren habe.
„Wir freuen uns sehr über die Ergebnisse der Studie. Diese zeigen, dass die Zertifizierung durch die KTQ® für die Krankenhäuser einen enorm hohen Nutzen hat und diesen tatsächlich in ihrem Qualitäts- und Effizienzbestreben weiterhilft“, betonen Dr. Josef Mischo und Dr. Bernd Metzinger als Vorsitzende der KTQ-Gesellschaftergremien.
Zu den Gästen des diesjährigen KTQ-Forums gehörten auch Qualitätsmanager aus georgischen Krankenhäusern. Auch für sie ist die Zertifizierung nach KTQ-Standards als ein Beleg für Qualität auf hohem europäischem Niveau und Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung, Implementierung der Hochtechnologie und der Integration mit europäischen medizinischen Partnerzentren.
Revaz Jorbenadze vom Chapidze Emergency Cardiology Center berichtete über die erfreuliche Zusammenarbeit mit KTQ. Das Chapidze Herzzentrum hatte die Einführung von Normen und Standards, die in den Rechtsvorschriften Georgiens auf dem Gebiet des Qualitätsmanagements medizinischer Dienstleistungen vorgesehen sind, zum Ziel, will aber zudem internationale Richtlinien und Protokolle erfüllen. Auch eine Analyse der Verbesserungsmöglichkeiten der Qualität medizinischer Dienstleistungen und die Entwicklung geeigneter Mechanismen hierfür waren gewünscht. 2015 hat man sich für das KTQ-Verfahren entschieden. Aufgrund der Empfehlungen der deutschen Partner und der Tatsache, dass das System des deutschen Krankenhausmanagements und Qualitätsstandards am ehesten in die Realität Georgiens umsetzbar sind, fiel die Wahl auf KTQ. „Im Laufe des Jahres 2016 besuchten die KTQ-Visitoren Georgien mehrmals. Am Ende des Jahres hat das Chapidze Herzzentrum den Zertifizierungsprozess erfolgreich bestanden. In den meisten Bewertungskriterien wurden zufriedenstellende Ergebnisse erzielt, aber es gibt jedoch immer noch Themen, die intensiv bearbeitet werden müssen, und wir hoffen, dass alle Mängel für den Rezertifizierungsprozess bis 2019 behoben sein werden“, so Jorbenadze.
KTQ-Visitorin Christiane Fleißner-Mielke erläuterte den neuen Katalog „Praxen/MVZ 3.0“ und die Vorteile der KTQ-Zertifizierung für die Praxis oder das MVZ. Sie unterstrich die umfassende Berücksichtigung aller risikorelevanter Themen, etwa des Fehler- und Risikomanagement sowie den hohen Praxisbezug des von Ärzten und medizinischem Fachpersonal entwickelten Verfahrens. „Die kritische Selbstbewertung deckt Verbesserungspotenziale auf und ist ein echter Gewinn“, so die QM-Expertin. Mit einer vernetzten Zertifizierung können zudem Synergieeffekte genutzt werden.
Über den neuen KTQ-Katalog Rehabilitation 2.0 inklusive BAR stellten Jörg Biebrach von der BDH-Klinik Vallendar, Helmut Bode-Nohr, Pflegedienstleiter des Klinikums Bad Hersfeld und Ronald Neubauer (KTQ GmbH) vor. Das Verfahren wurde von 72 auf 52 Kriterien verschlankt und optimiert.
KTQ-Award 2017
Für ihr Projekt „Teamlernen in Gesundheitsorganisationen“ arztbriefbasierter intersektoraler Kommunikation wurde das Universitätsklinikum Tübingen mit dem KTQ Award 2017 ausgezeichnet. Gewürdigt wurden insbesondere das berufsgruppenübergreifende starke Konzept und die Nachhaltigkeit des Projekts durch die Schaffung dauerhafter Strukturen. Am Beispiel der Arztbriefstellung ist es dem Universitätsklinikum Tübingen gelungen, durch eine klar definierte Verantwortlichkeit mit kurzen Feedbackrunden in einer digitalisierten Welt eine deutliche Verbesserung im Entlassungsmanagement zu erreichen. Die grundsätzlichen Anforderungen an ein einrichtungsinternes Qualitätsmanagement werden in der aktuellen QM-RL des GB-A bestimmt. Dabei werden Ziele und Vorteile des QM in der GesundheitsÂversorgung beschrieben. „Eine patientenorientierte Prozessoptimierung sowie die Patientenzufriedenheit stehen im Mittelpunkt. Zusätzlich soll Qualitätsmanagement dazu beitragen, die Zufriedenheit aller am Prozess Beteiligten zu erhöhen.“ (QM-RL, Teil A § 1).
Für ihr Projekt „Teamlernen in Gesundheitsorganisationen“ am Beispiel der Arztbriefstellung wurde das Universitätsklinikum Tübingen mit dem KTQ Award 2017 ausgezeichnet.
Mit dem KTQ-Award 2017 werden innovative und nachhaltige Projekte KTQ-zertifizierter Einrichtungen ausgezeichnet, die bereits schon jetzt mit exzellenter Qualität die Umsetzung und den Nachweis der grundsätzlichen Anforderungen und Ziele der aktuellen QM-RL des G-BA darlegen. Rückblickend auf die vergangenen Jahre hat sich das Universitätsklinikum Tübingen zu einem erfolgreich etablierten, überregionalen Gesundheitsanbieter entwickelt. Durch die medizinische Führung und Ausrichtung sowie der in 2008 grundlegend festgelegten Strategie in Anbindung an die KTQ-Zertifizierungen und dem daraufhin kontinuierlichem Befolgen des PDCA-Zyklus über alle Projekte hinweg trägt das Universitätsklinikum Tübingen als eines der 33 Universitätsklinika in Deutschland zu dem erfolgreichen Verbund von Hochleistungsmedizin, Forschung und Lehre bei.
„KTQ Best Practice“ für die Kliniken an der Paar
Die Gesellschafter der Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen GmbH haben am 20.10.2017 im Rahmen des diesjährigen 17. KTQ-Forums den Kliniken an der Paar die Auszeichnung „KTQ Best Practice“ verliehen.
Unter dem Motto „Qualität zeigen!“ fördert die KTQ GmbH bundesweit die Exzellenz im Qualitätsmanagement im deutschen Gesundheitswesen. Mit der „Best Practice“-Initiative will die KTQ GmbH die Gesundheitseinrichtungen verstärkt zum Austausch untereinander motivieren und zur Verbreitung hervorragender Lösungen beitragen. Die Kliniken an der Paar haben die „KTQ Best Practice“-Auszeichnung für ein Projekt im Bereich des Arbeitsschutzes erhalten: „Optimierte Unterweisungspraxis auf dem Weg zur 100 % Arbeitsschutz-Schulungs-Quote“.
Durch eine hervorragende Unterweisungsorganisation und optimierte Arbeitsschutz-Schulungsangebote, die an die unterschiedlichen Arbeitsbereiche (zum Beispiel Pflegedienst, Ärzte, Küche, Reinigung) und Mitarbeitergruppen angepasst sind, wird aber dieses Ziel konsequent angestrebt. Dies erfordert von allen Beteiligten viel Engagement.
Der Aufwand lohnt sich. In den Jahren 2014 bis 2016 konnten bei den Kliniken an der Paar messbare Erfolge im Arbeitsschutz erreicht werden: Mit der Erhöhung der Unterweisungsquote sank im gleichen Zeitraum deutlich die Unfallhäufigkeit bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Das Projekt ist ein Bestandteil des internen Managementsystems für Arbeitsschutz und Anlagensicherheit OHRIS (Occupational Health- and Risk-Managementsystem) der Kliniken an der Paar. Ein Grundgedanke von OHRIS ist es, dass die Mitarbeiter in entschiedenem Maß den Erfolg eines Unternehmens mitbestimmen und deswegen deren Sicherheit herausragende Bedeutung hat.
Die Kliniken an der Paar haben das Arbeitsschutzmanagementsystem in die Strukturen und Prozesse des Unternehmens integriert und eng mit dem internen Qualitätsmanagement verbunden. Die fünfte KTQ Re-Zertifizierung der beiden Kliniken erfolgte ebenfalls 2017. Im Rahmen der Re-Zertifizierung bewerteten auch die KTQ-Visitoren die erfolgreichen Strukturen in der Arbeitssicherheit in den Kliniken an der Paar als sehr gut. Die „Best Practice“ Auszeichnung der KTQ GmbH beweist, dass der Arbeitsschutz der Klinken an der Paar vorbildlich organisiert ist.
Quelle: das Krankenhaus, 12/2017, S. 1116-1118.